Immer wieder taucht die Frage auf, ob man nordische Hunde frei von der Leine laufen lassen kann. Der FCI Standard des Samojeden beschreibt so gar dass diese Rasse über keinen Jagdtrieb verfügt. Und dann gibt es natürlich noch die vielen Bildern von den tollen freilaufenden Hunden im Feld. Das sollte es doch möglich sein meinen zukünftigen Hund auch von der leine laufen zu lassen?

 

Nur ein ganz kleiner Teil von den Menschen, die ihre nordischen Hunde frei laufen lassen, haben dies tatsächlich unter Kontrolle. Die nordischen Hunde sind keine Collies oder Retriever, die den besten Freund des Menschen spielen und sich dem anpassen. Der Wille ist ein anderer. Während die typischen Familienrassen gefallen daran haben den „Befehlen“ ihrer Zweibeiner zu folgen und teils auf Kommandos warten, sind die die nordischen Rassen ganz anders veranlagt. Sie sind viel selbstständiger in ihrem Wesen und wären, wenn ihnen der Mensch mit seiner Technik nicht in die Quere käme, heute noch in der Lage in der freien Natur zu überleben. Es ist damit nicht alleine der Jagdtrieb, der beim Freilauf kontrolliert werden muss, sondern die Ansprechbarkeit beim Hund, die eine andere ist und sich eigentlich auf die ganze Erziehung auswirkt. Würde man die Gedankengänge der Nordischen in unsere Sprache übersetzten, so wäre die Antwort auf dem Rückruf womöglich „Ach Frauchen/ Herrchen, ich weiß doch wo ich wohne. Ich gehe schon mal vor und komme dann später heim.“ Von einem jahrelang erfahrenen Hundehalter nordischer Hunde kam auch mal die Aussage: „du kannst eine noch so gute Bindung zu deinem Hund haben. Mit jedem Meter, der sich dein Hund von die fort bewegt schwindet diese. Die Neugierde Neues zu entdecken und das selbstständige Handeln ist einfach so stark in den Genen verankert, dass dies über die Bindung hinaus geht.“

 

Natürlich gibt es Menschen, die ihre Nordischen Begleiter kontrolliert (!) frei laufen lassen können! Hier ist es aber sehr wichtig die Umstände sich genauer anzuschauen. Zuerst in anzumerken, dass dies viel Zeit in Anspruch nimmt. Keine Tage. Keine Wochen. Sondern Monate. Man muss lernen die Rasse zu verstehen und auf deren Bedürfnisse einzugehen. Mit dem üblichen Erziehungsweisen, die man gerne von der Hundeschule mit bekommt und mit denen man vermutlich auch bei den meisten Rassen Erfolg hat, kommt man hier nicht weiter. Dann muss man schauen in welch einer Gegend man lebt: Viel Wild – wenig Wild? Felder – oder Wald? Und zuletzt darf nicht außer Acht gelassen werden, dass jeder Hund ein Individuum ist! Durch die moderne Zucht und dass die Rassen immer weniger in ihren üblichen Aufgaben gebraucht werden, verändern sich die Hunde. Es ist nun mal Fakt, dass wenn ein Züchter nicht mehr auf bestimmte Fähigkeiten achtet, diese irgendwann weniger vorhanden sind. Und so gibt es nun mal Nordische, die weniger Jagdtrieb vorhanden haben.

 

Stellt man sich gemeinsame Spaziergänge vor, dass der eigene Hund mit dem Nachbarshund über Felder läuft, während man mit anderen Besitzern sich ausgiebig unterhält oder irgendwo an einem See sitz und selbst die Augen mal zu macht, kann ich nur sagen: vergisst es! Selbst bei nordischen Begleitern, die frei laufen können, gehört IMMER ein wachsames Auge dazu.

 

Letzen endlich sollte man sich immer die Frage stellen, warum der eigene Hund frei laufen soll? Ist es wirklich nur zur Liebe des Tieres oder der eigene persönliche Wunsch? Würden Alternativen nicht auch eine sinnvolle und ausreichende Lösung für einen selbst und den vierbeinigen Freund sein? Und vielleicht sollte man sich dann auch tatsächlich nochmal Gedanken machen, ob man wirklich bei der richtigen Rasse ist. Denn die Gründe warum Nordische Hunde gar nicht oder nur eingeschränkt frei laufen können, wirken sich auch auf andere Bereiche in der Erziehung aus.